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Vor über 40 Jahren waren wir schon einmal auf der Erenspitze. Wir haben den Berg schon seit einiger Zeit im Visier und heute wollen wir endlich hinauf. Die Erinnerung an die damalige Besteigung beschränkt sich praktisch auf die paar Fotos, die ich damals geschossen habe, aber wir werden den Weg schon finden. Auch weil in der Zwischenzeit ein Kreuz oben steht.
Um zwanzig vor acht starten wir vom Parkplatz vor dem Dorfeingang. Da im Dorf Bauarbeiten stattfinden, gibt es Umleitungen zum Oberdorf und Unterdorf. Wir nehmen die Abzweigung zum Oberdorf. Gleich nach uns starten 2 Italiener. Von einer Seitenstraße kommt eine ganze Gruppe herauf. Nachdem das Dorf umrundet ist, geht bald der Steig 6 Richtung Falschnalalm Richtung Südwest ab. Durch den Wald steigen wir auf, kreuzen bald die Wirtschaftsstraße, die zur Grünbodenhütte und der Falschnalalm führt, und folgen weiter dem Steig. Kurz vor der Falschnalalm verlassen wir den Wald und gehen auf der Wirtschaftsstraße an der Alm vorbei. Um die paar Kühe macht Carlo einen schnellen, großen Bogen. Ein paar Meter nach der Alm weisen uns die Wegweiser hinunter zur Brücke über den Falschnalbach. Geradeaus geht es Richtung Falschnaljöchl und im weiteren zum Spronser Jöchl und nach Tirol. Die Gruppe hinter uns nimmt den Weg zum Jöchl. Wir dagegen überqueren den Bach und auf der anderen Seite geht es anfangs steiler und dann weniger Steil ziemlich genau nach Süden bis zum Erensee. Am Erensee treffen wir einen deutschen Wanderer. Ab hier gibt es keinen markierten Steig mehr. Bevor wir weitergehen, studieren wir den möglichen Anstieg. Der Gipfel sieht ziemlich unangreifbar aus. Wir gehen rechts um den See und steigen dann die steilen Grashänge hinauf. Auf ca. 2500 m queren wir unter einem Felsriegel nach links und gehen steil zu einer Einsenkung zwischen einem Hügel und dem Gipfelhang. Auf dem Hügel haben sich eine Herde Ziegen aufgereiht und betrachten uns interessiert. Ab jetzt wird es steil und felsig. Einzelne Steinmännchen und Steigspuren weisen uns ungefähr den Weg; problematisch ist dabei, dass es zwei Anstiege zu geben scheint, nämlich eher rechts und eher links. Bernd geht rechts, ich gehe links und Carlo ist voraus und wechselt. Ausrutschen ist hier eher nicht empfehlenswert. Auf ca. 2660 m entscheidet Bernd, dass er genug hat. Ich will noch ein bißchen weiter gehen und übergebe Carlo an Bernd, damit er ihn bei sich behält. Ich möchte nicht, dass Carlo in diesem Gelände frei herumläuft, obwohl er sehr geländegängig ist. Anfangs winselt er mir nach, hört aber auf, sobald ich außer Sicht bin. Vorsichtig suche ich mir einen Weg nach oben. Hier gibt es keine Steinmännchen und Steigspuren mehr; zumindest finde ich keine. Das Kreuz rückt immer näher, aber dann so 2-3 Meter unterhalb und 6-7 Meter seitlich vom Kreuz entfernt habe auch ich meine Nerven aufgebraucht. Die paar letzten Meter sind wahrscheinlich nicht schwieriger als das bisherige Gelände, aber meine Gedanken sind immer mehr beim steilen Abstieg und ich habe einfach genug. Noch ein Foto vom Kreuz in Sichtweite und dann kehre ich um. Der Abstieg ist dann einfacher als befürchtet (was ich eigentlich auch wissen musste, aus Erfahrung; beim Anstieg in steilem Gelände lehnt man sich unwillkürlich hin zum Hang und alles erscheint steiler, als es eigentlich ist. Beim Abstieg, wenn man gerade absteigt und nicht rückwärts, steht man gerade und es wirkt nicht mehr so steil.). Bald bin ich bei Bernd und Carlo und wir beschließen, bis zum See abzusteigen, bevor wir Rast machen. Langsam und vorsichtig steigen wir ab und erreichen den See, diesmal an seiner Ostseite. Ein bißchen oberhalb rasten und marenden wir inkl. Carlo. Am See selbst herrscht reges kommen und gehen. Auch als wir den weiter absteigen, kommen uns immer noch einige Leute im Aufstieg entgegen. Nach insgesamt 6 1/4 Stunden sind wir wieder beim Auto. Auf dem Heimweg kehren wir beim Brückenwirt in St. Leonhard ein.
Alles in allem eine tolle Bergtour, die zumindest mir einiges abverlangt hat an Kondition und Nerven. :-)