Kungsleden

Sommer 1996
 
Anreise: 24.08.1996 Abfahrt mit Zug von Bozen
25.08.1996 Ankunft in München, Flug von München über Kopenhagen und Stockholm nach Kiruna, Weiterfahrt mit Zug nach Abisko
Heimreise: 10.09.1996 Busfahrt von Kvikkjock nach Jokkmokk, weiter mit Zug nach Gällivare und Stockholm
11.09.1996 bis 13.09.1996 Aufenthalt in Stockholm
14.09.1996 Flug von Stockholm nach München, Weiterfahrt mit Zug nach Bozen
15.09.1996 Ankunft frühmorgens in Bozen
Startpunkt: Abisko Fjällstation 26.08.1996
Endpunkt: Kvikkjokk Fjällstation 08.09.1996
Distanz: 246 km inkl. Bustransfer und Bootstransfer von Vakkotavare nach Saltoluokta Fjällstation sowie Bootstransfer bzw. Ruderboot über drei weitere Seen, insgesamt ca. 4300 Hm auf und ab

Beschreibung
  • ALLGEMEIN
    Ich wollte heuer meinem bisherigen Motto treu bleiben: noch abgelegener und/oder mehr Kilometer. Abgelegener als der Gates of the Arctic NP oder der Auyuittuq NP ist selbst organisiert kaum möglich, also wollte ich halt mal einen Weitwanderweg im Norden unter die Schuhsohlen nehmen. Aus logistischen Gründen fiel meine Wahl auf den Kungsleden in Nordschweden; bitte dabei beachten, dass damals Internet erst in den Kinderschuhen war und alle Informationen und Buchungen über Post oder Fax abgewickelt werden mussten. Literatur war auch eher spärlich. Der Kungsleden war also eine der wenigen Weitwanderwege im Norden, über die sowohl Literatur als auch Infos erhältlich waren. Nebenbei, Kungsleden bedeutet wörtlich "der Königsweg" (die Endung "en" entspricht dem deutschen Artikel, man müsste also richtig vom Kungsled sprechen, aber im Deutschen hat sich Kungsleden eingebürgert), wobei damit nicht der Weg der oder eines Königs gemeint ist, sondern es handelt sich um den König der Wege. So war es zumindest geplant, als der Kungsleden anfang der Zwanziger Jahre des letzten Jahrhunderts geplant und in seinen Anfängen umgesetzt wurde. Als einem der bekanntesten Weitwanderwege in Schweden wird immer wieder darauf hingewiesen, wie überlaufen vor allem das Teilstück von Abisko bis Nikkaluokta sei. Natürlich waren 1996 sicher weniger Leute als heute unterwegs, aber in meiner Erfahrung ist das mit dem Überlaufen sein nicht so schlimm. Wenn man, wie ich die schwedischen Wanderwege Ende August/Anfang September bewandert, ist die schwedische Urlaubssaison schon fast zu Ende und es bleiben somit größtenteils ausländischen, vor allem deutsche Wanderer übrig. Da die Hauptwanderrichtung von Norden nach Süden verläuft und im allgemeinen jeder ein etwas anderes Wandertempo und Startzeit an den Tag legt, trifft man untertags nicht so viele Wanderer. Erst am Abend kommen in und bei den Hütten die Wanderer wieder zusammen. Nach dem nördlichsten Abschnitt (Abisko-Kebnekaise FS) lässt man den Hauptteil der Wanderer hinter sich und nach Saltoluoka FS bis Kvikkjokk werden es nochmals weniger. Ich war auf diesem Teil mit zwei anderen Wanderern, die ich getroffen habe, unterwegs. War besonders auf den Ruderstrecken der Seen, bei denen der normale Fährdienst eingestellt war, da die Samen, die den Dienst normalerweise absolvieren um diese Zeit auf der Jagd waren. Und meist muss man dann den entsprechenden See dreimal per Ruderboot überqueren, da sich von den üblicherweise 3 Ruderboote meist 2 am anderen Ende des Sees waren. Man muss also mit dem einen Ruderboot über den See rudern, dann mit einem anderen Boot im Schlepptau zurück rudern und zum Schluss noch einmal über den See, um weiterwandern zu können. Sinn und Zweck des ganzen Unterfangens ist natürlich sicher zu stellen, dass immer zumindest ein Boot an jedem Ufer des Sees zu finden ist. Hat man das Glück 2 Boote am Startufer vorzufinden, braucht man nur einmal über den See rudern, da aber die übliche Wanderrichtung Norden nach Süden ist, ist die Wahrscheinlichkeit groß nur ein Boot vorzufinden.
    Aber genug davon. Nachdem das Reiseziel ausgewählt war, wollten Burchard und Freundin (siehe Island 1993) mitkommen. Die Organisation lief über Post und Fax und die Flüge wurden über Nordwindreisen gebucht. In den Hütten zu übernachten kam natürlich damals noch nicht in Frage, so musste Zelt und Kocher usw. mitgeschleppt werden. Wie man in der Fotogalerie sehen kann, betrug das Gewicht meines Rucksackes ca. 23 kg. Aufgestellt haben wir dann die Zelte trotzdem bei den Hütten, einmal um im Trockenen kochen zu können und zwischendurch auf Stühlen zu sitzen und außerdem die Saunas bei den größeren Hütten nutzen zu können. Zwischndurch wurde dann doch in den Hütten übernachtet (Kebnekaise FS, Saltoluokka FS und Kvikkjock FS und 2 weiteren Hütten, da wir einmal vollkommen durchnässt waren und das andere Mal nach dem dreimaligen Seeüberqueren, weil es damals ein elendslanger Tag geworden war und ich erst in der Dunkelheit zur Hütte kam).                     

    AUSRÜSTUNG
    Im Frühjahr 1996 bei meiner Winterreise nach Kanada (Wells Gray Cariboo Traverse und Golden Alpine Holidays) habe ich angefangen, meine Ausrüstung bisschen leichter zu machen. Mein erster Schritt dabei war, den Schlafsack auszutauschen und zwar habe ich bei REI, Seattle, den Schlafsack  Apache Super DryLoft von Western Mountaineering bestellt. Es handelt sich um einen der damals leichtesten Daunenschlafsäcke mit 800+ cuin Daunen sowie einer winddichten Außenschicht, bewertet bis -7°C Komfort- und Tiefsttemperatur. DryLoft ist ein extra für Daunenschlafsäcke und Bekleidungsstücke hergestelltes winddichtes Material. Ein Superschlafsack, aber auch ziemlich teuer (damals um die US $ 350). Das Temperaturrating ist wie üblich etwas optimistisch, obwohl ich auf einer späteren Wintertour effektiv bei solchen Temperaturen übernachtet habe (musste damals aber zusätzlich ein Fleece anlegen und dicke Socken und es war nicht gerade eine angenehme Nacht). Habe den Schlafsack in der Zwischenzeit einmal bei Yeti professionell reinigen lassen (öffenen den Schlafsack, nehmen die Daunen heraus, reinigen Daunen und Material getrennt und ergänzen die Daunenmenge); öfter war nicht notwendig, da ich den Schlafsack immer mit einem Seideninlett verwende. Habe den Schlafsack nach 25 Jahren immer noch in Gebrauch.  Gutes Material lohnt sich, auch wenn es mehr kostet!
    Auch was die Schlafmatte anging, habe ich einen Wechsel vorgenommen. Aus Gewichtsgründen habe ich mir eine Therm-a-Rest Z-Lite, eine geschlossenenzellige Liegematte, die aufgrund ihrer Noppenkonstruktion leicht, aber bequemer als eine zu rollende geschlossenenzellige Liegematte ist und auch weniger Raum einnimmt. Hat natürlich auch einen großen Nachteil: wenn der Untergrund hart und/oder steinig ist, wird es unbequem. Auch für Seitenschläfer etwas ungeeignet. Habe die Matte nur auf diesem Trail durchgehend verwendet, da der Schlafkomfort sehr stark vom Boden abhängt (bei weichem Bodem Matte gut, bei hartem oder steinigem Boden Matte schlecht)  . In späteren Jahren habe ich die Matte dann nur mehr verwendet, wenn ich nur wenige Tage im Zelt übernachten musste (z.B. wenn ich nur im Zelt übernachte, weil bei einigen Etappen die Abstände zwischen Hütten zu groß ist). Hat mir mein Rücken verordnet.          

    WANDERUNG
    Wir starten bei schönem Wetter mit schweren Rucksäcken von Abisko Richtung Süden.  Die ersten Hängebrücken werden überschritten, zwischendurch rasten wir; auch die ersten Meter auf den Bohlenstrecken sind neu für uns. Bei den Hütten von Abiskojaure stellen wir unsere Zelte auf. Am nächsten Tag hat sich das Wetter verschlechtert und es regnet/nieselt.. Bäche werden von Stein zu Stein springend überwunden. Wir übernachten bei Alesjaure. Jetzt ist der Tagesablauf schon ein bisschen Routine. Über Tjäktja und Sälka erreichen wir Kebnekaise Fjällstation, wo wir einen Rasttag einlegen. Auf eine Besteigung des Kebnekaise Gipfels verzichten wir. Ein Deutscher, mit dem wir unterwegs öfters geplaudert haben, nutzt den Tag für die Besteigung. Er übernachtet immer in den Hütten und kauft sich den Proviant bei den größeren Hütten immer wieder nach. So trägt er einen kleinen Rucksack von nur 10 kg. Weiter geht es. Der Weg nach Kaitumjaure ist lang und wir sind müde. Abends sehen wir unten am See Elche; zum Glück habe ich meinen kleinen "Gugger" mit und so sehen wir etwas mehr. Am nächsten Tag geht es dann nach Teusajaure, wo wir mit dem Motorboot übersetzen. Ein Belgier zieht es vor zu rudern. Beim Aufstieg auf die Hochebene fängt es an zu nieseln; hat es schon öfter und solange es nur nieselt, ziehe ich es vor mit dem Fleece zu wandern. Aber das Nieseln wird stärker und geht in Regen über. Als ich dann doch die Gore-Tex-Jacke herauskrame und anlege, bin ich schon durchnässt. Wir übernachten dann in der Vakkotavarehütte und kochen uns dort mit den gepflückten Schwarzbeeren ein Omlett. Noch zwei Wanderer übernachten in der Hütte; der ganze Gastraum und der Schlafraum sind mit nassen Klamotten ausgehängt. Am nächsten Tag nehmen wir den Bus zum Bootsanleger Kebnats und setzen zur Saltoluokta Fjellstation über. Den Tag verbringen wir am offenen Kamin im Aufenthaltsraum; draußen regnet es. Am Abend gibt es ein 3-Gänge-Menue mit Elchsteak. Wir bekommen dann auch noch Lachsfilet, das zum normalen Menue gehört und übrig ist. Am Morgen setzen Burchard und Freundin wieder über nach Kebnats, um ihre Heimreise zu beginnen. Ich wandere los Richtung Sitojaure. Der Belgier Jozef und der Deutsche Wim gehen den gleichen Weg. Wim übernachtet immer in den Hütten und Jozef rudert immer über die Seen, also by fair means. Wim und ich nehmen das Motorboot am Morgen über den Sitojaure, Jozef rudert. Ansonsten sind wir ungefähr gleich schnell unterwegs. Wir besteigen den Skjerfe bei wunderschönem Wetter und können über das Rapadelta weit in den Sarek hineinsehen. Übernachtet wird in bzw. bei der Aktsehütte. Den Laitaure müssen wir dann mit dem Ruderboot überqueren, der Same, der den Motorbootdienst versieht, ist anscheinend auf Jagd. Einmal Rudern wäre nicht so schlimm, aber da nur ein Boot am Nordufer liegt, müssen wir den See dreimal überqueren. Das strengt an, auch wenn man zu dritt ist, und braucht Zeit. Es ist schon dunkel, als wir die Schutzhütte Jagge erreichen; vor allem Jozef, der noch dazu in Gummistiefeln wandert, ist erschöpft. Wir übernachten alle in der Hütte. Die Hütte liegt auf einer Hochebene, daher geht es ab jetzt nur mehr abwärts, größtenteils. Am nächsten Morgen wandern wir zur Partehütte; Wim entscheidet sich bis nach Kvikkjokk durchzugehen, während Jozef und ich in der Hütte übernachten. Jozef bleibt dann auch am nächsten Tag in der Hütte und will sich ein bißchen die Gegend ansehen. Ich verabschiede mich und wandere nach Kvikkjokk. Übrigens bin nach 26 Jahren immer noch in Kontakt mit Jozef. In der Fjellstation Kvikkjokk übernachte ich nochmals und genieße die Annehmlichkeiten der Zivilisation. Ich sehe mir Kvikkjokk an, unter anderem den Friedhof. Gibt einige Grabsteine, wo die Ehefrau oder der Ehemann bereits ihren/seinen Namen mit Geburtsdatum eingraviert hat, um dann neben dem geliebten Mann oder Frau begraben zu werden. Habe ich vorher so noch nie gesehen. Mit dem Bus geht es dann nach Jokkmokk und mit dem Zug nach Stockholm. Ein paar Tage in Stockholm runden die Reise ab.      
    Anhand der folgenden Bildgalerie kann die Wanderung photographisch nachverfolgt werden.

 Map

Bildgalerie

Bildgalerie

Literatur

Trekking in Skandinavien, Gerhard Kraus, 1. Ausgabe 1994, Rosenheimer Verlagshaus, ISBN 978-3-475-52776-0
Ein Bildband, der nicht genau den Kungsleden abdeckt, aber insgesamt ein interessanter Bildband von einem Autor , der damals einer der besten Kenner des Trekkings in Skandinavien außerhalb Skandinaviens war.

Wanderführer Schweden: Kungsleden – Fernwanderweg , Michael Hennemann, 10. Auflage 2022, Conrad Stein Verlag, ISBN 978-3-866-86445-0
Derzeit noch nicht lieferbar; erscheint in Kürze. Voraussichtlich erhältlich ab April 2022.

Kungsleden - Schweden: Hemavan – Abisko / Abisko – Nikkaluokta, Andrea und Tobias Kostial, 1. Auflage 2022, Rother Verlag, ISBN 978-3-7633-4613-4
Derzeit noch nicht lieferbar; erscheint in Kürze. Voraussichtlich erhältlich ab 01.06.2022.

Links

Kungsleden - Swedish Tourist Association

Visit Sweden - Kungsleden

 Swedish Lapland - Kungsleden: the king of all trails - Swedish Lapland 

Karten

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Contact: info@imnordenunterwegs.com

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