Die Tatsache, dass ich für die Überschreitung der Tschenglser Hochwand keinen Track habe, lässt mir keine Ruhe , da ich die Tour unbedingt in den Wanderführer aufnehmen will. Um von Sulden zu starten, fehlt mir heuer irgendwie die Kondition, also habe ich nochmals um eine Fahrerlaubnis angesucht, diesmal zur Kälberhütte, da es keinen Forstweg zur Stier(berg)alm gibt. Laut Förster eine enge und vor allem in den Kurven steile Forststrasse, sollte aber mit meinem Auto befahrbar sein.
Das erste Problem ist, die Forststrasse zu finden. Trotz GPS und digitaler Karte irren wir ein bisschen umher, bevor wir dann die Zufahrt durch den Parkplatz des Sporthotels Paradies finden. Wie gesagt ist die Forststrasse dann eng und die Kurven sind eng und steil, aber wir schaffen allles ohne einmal zurücksetzen zu müssen. Gegenverkehr wäre aber unangenehm. Kurz vor der Kälberalm parken wir; ein Einheimischer weist uns darauf hin, dass mehrere Hundert Euro Strafe zu zahlen ist, falls man keine Genehmigung hat. Haben wir aber. Um halb zehn gehen wir los. Der Weg zur Stier(berg)alm könnte noch ein ziemliches Stück befahren werden und wäre einfacher zu fahren als der Rest der Forststrasse (breiter, keine Kurven und nicht steil); am Ende des fahrbaren Teiles ist sogar Platz zum Parken und Umdrehen. Danach geht die Strasse in den Steig über, der bald hinunter zur Stier(berg)alm führt. Wir queren schon vor der Alm ins Razoital und finden dann auch schnell wieder den unmarkierten Steig, der weiter ins Tal führt. Er geht sogar noch ein Stückchen weiter, als da, wo wir ihn beim Abstieg vom Pederfick gefunden haben. Kurz keimt sogar die Hoffnung auf, dass er bis zum Kamm und weiter zum Gipfel führen würde, aber diese Hoffenung stirbt bald. Der Steig verläuft in der Flanke des Talschlusses aus und wir müssen uns jetzt den Weg selbst suchen. Ich bin ein Stückchen voraus und nehme den Weg, der mir am einfachsten erscheint; Bernd ist etwas hinter mir und wählt einen anderen Verlauf. Zuerst steige ich relativ direkt nordöstlich Richtung Kamm auf, bevor ich dann auf ca. 3080 m ziemlich genau östlich die Geröllhänge schneidend höher steige. Einmal sehe weit rechts einen großen Steinmann und wundere mich, ob dieser den nur in der Karte eingezeichnete Übergang vom Pederfick zur Hochwand markiert. Ich bin kurz versucht zum Steinmann zu queren, sehe dann aber davon ab, da er relativ weit entfernt ist und wahrscheinlicher den Normalanstieg markiert. Dann erreiche ich den Kamm, indem ich ziemlich direkt zu diesem aufsteige. Carlo ist immer vor mir und wartet auf mich. Bernd habe ich aus den Augen verloren. Am Kamm entlang steige ich zum Gipfel; zum Schluss ist noch ein recht felsiger Anschwung zu überwinden. Dann bin ich nach über 4 Stunden am Gipfelkreuz. Ich raste und warte auf Bernd. Sobald er da ist, entscheiden wir über den Normalweg abzusteigen und später zu essen. Im oberen Teil umgehen wir die versicherten Bereich, da diese für Carlo nicht machbar sind. Wir finden dabei alte Steigspuren und Markierungen aus der Zeit, als es die versicherten Bereich noch nicht gab; diese wurden wahrscheinlich erst angebracht, als der Klettersteig installiert wurde. In der Scharte zwischen dem Anstieg zur Hochwand und dem höchsten Punkt des Kammes, der vom Hinteren Schöneck her zieht, geht es dann die Geröllrinne im Zickzack hinuter bis in die Nähe des Einstieges des Klettersteiges. Ab da nimmt die Steilheit ab und der Steig schlängelt sich durch die Geröllflanke hinunter in den Talboden mit den Seelein. Von hier zieht sich der Weg in leichtem Gefälle, zum Schluss etwas steiler zu den Zayseen und der Düsseldorfer Hütte. Vor dem letzten Abstieg rasten wir und essen gemütlich. Auch Carlo bekommt seinen Teil. Unter uns liegt der Wandboden mit den Zayseen und auf einem kleinen Hügel die Düsseldorfer Hütte. Hinter der Hütte ragt auf der anderen Talseite das Ortlermassiv in den Himmel. Nach der Rast steigen wir weiter ab. Am letzten See vor der Hütte stehen Holzskulpturen am Seeufer und einige Leute rasten dort. Wir halten uns nicht auf und gehen weiter. Bald nach der Hütte kommt die gesperrte Abzweigung des Steiges, der ursprünglich ziemlich direkt zur Bergstation des Kanzelliftes geführt hat. Ist schon lange wegen Steinschlages gesperrt. Wir bleiben noch ein Stück auf dem Steig 5, bevor wir weglos zu einer neuen Hütte queren, da dort der Steig zur Kälberhütte vorbeiführen soll, und wir so ein bißchen Ab- und Gegenanstieg vermeiden. Wie erwartet geht der Steig knapp unterhalb der Hütte durch; das einzige Problem ist, dass wir Carlo über den Zaun heben müssen, da dieser nirgends eine Öffnung aufweist. Der Steig schneidet in leichtem Aufstieg die Südosthänge, die vom Vorderen Schöneck heruntgerziehen. Der Steig ist schmal, ausgesetzt und offensichtlich neu; er wurde für den Ortler-Höhenweg errichtet. Einmal den Kamm umrundet wird das Gelände flacher und der Steig breiter, wie eine Wirtschaftsstrasse. Hier im Bereich der Stieralm stimmen Karte und Realität nicht mehr überein. Macht aber nichts. Der breite Weg führt uns Richtung Kälberhütte und wir erreichen den Steig 18 kurz vor der Alm. Dann sind wir nach insgesamt fast acht Stunden beim Auto. Jetzt steht uns nur mehr die Talfahrt über den Wirtschaftsweg bevor, die wir aber auch problemlos schaffen.
Alles in allem eine schöne Rundtour mit einem praktisch weglosen Anstieg, der nur für Leute ist, die sich in weglosem Gelände zurechtfinden. Nichts bei schlechtem Wetter oder schlechter Sicht. Damit sollte ich alles abgegangen sein, was ich noch für den Wanderführer brauche. Jetzt heißt es nur mehr diesen fertig zu machen.