Für den Wanderführer über den Marmorrundweg hat der Bürgermeister von Martell gewünscht, dass die Wanderung zur Friedensstele an der Weißwand miteingeschlossen wird und so steht diese Wanderung schon seit längerem auf der To-do-Liste. Heute ist es nun so weit.
Um 9 Uhr starten wir vom Parkplatz vor Stallwies. Auf dem Steig 5/23 an der alten Mühle vorbei aufwärts bis bald der Steig 23 rechts abzweigt. Auf dem dort endenden Forstweg ein Stück fast eben dahin, bis zur nächsten Abzweigung. Es gibt dort nur einen Hinweis auf einem Stein. Der Steig quert den Sebelwald, bis er ihn auf ca. 2240 m verlässt. Bald erreichen wir den Zirmbichl; danach geht es noch 50 Hm hinauf, bevor wir ziemlich an Höhe verlieren. Der Steig führt in die Hintere Saugbergalpe hinunter (Höhenverlust von ca. 130 Hm). Nach einem eher flachen Stück zweigt links der markierte Steig 23B, bevor der Steig 23 weiter an Höhe verliert. Der Steig ist nicht in den Karten eingezeichnet, wir wissen aber von der Existenz, da der Berglouter auf seinem Blog die Begehung dieses Steiges beschrieben hat. Der Steig führt bis in den Talschluss der Hinteren Saugbergalpe, bevor er im Zigzag Richtung Laaser Scharte bergan führt. Die Scharte ist auch nicht in jeder Karte benannt. Der Schnee bedeckt noch Teile des Talschlusses und des Steiges und diese Schneefelder sind teilweise recht steil, so dass wir uns entscheiden, sie zu umgehen. Ist problemlos möglich und wir erreichen den Steig wieder halbwegs der Flanke. In ein paar weiteren Kehren führt der Steig auf den Kamm; eine weitere Steigung am Kamm und dann erreichen wir die Friedensstele am höchsten Punkt des Kammes, zumindest bis zu den weiteren Erhebungen gegen Ende des Kammes. Wir fotografieren kurz Stele und Erklärungstafel, bevor wir weiter gehen bis zum Punkt, wo der Steig in den Hang rechts hinunter abbiegt. Wir treffen einen Hirten mit Hund, der nach Schafen sucht und wechseln ein paar Worte mit ihm. Wir rasten hier und der Hirte geht noch ein paar Meter weiter den Kamm hinauf und rastet dann ebenfalls. Nach der Rast (Futter für Carlo und uns und ein Bierchen für uns, das Bernd mitgetragen hat) machen wir uns an den Abstieg. Der Steig Nr. 11 hier ist nicht so gut wie der Aufstiegssteig Nr. 23A. Im letzten Teil, bevor der Steig in den Marteller Höhenweg (Steig 23) mündet, quere ich weglos, um weiteren Höhenverlust zu vermeiden, während Bernd dem Steig bis zu den Wegweisern folgt, um zu sehen, was darauf steht. Jetzt steht uns der Wiederaufstieg bevor, um den Höhenverlust vom Anstieg wieder auszugleichen. Schlaucht etwas, aber dann ist die höchste Stelle erreicht und ab jetzt geht es größtenteils bergab. Die kleineren Gegenanstieg sind nicht mehr der Rede wert. Am Zirmbichl liegen zwei Leute im Gras und sonnen sich. Wir grüßen und gehen weiter. Nach insgesamt fast 6 1/2 Stunden sind wir wieder beim Auto. Wir kehren auf Stallwies ein und schließen unsere Wanderung wie üblich ab: alkoholfreies Hefe, Espresso und Nachtisch (Topfen-Pfirsich-Kuchen, Erdbeertiramisù, Zupfkucken; wir teilen die drei Portionen auf uns zwei auf). Carlo bekommt nochmal Wasser, nachdem er beim Auto schon das restliche Futter vertilgt hat.
Eine schöne Tour, die nicht nur wegen der Stele empfohlen werden kann. Auf den Karten herrscht diesbezüglich ziemliches Chaos. Obwohl die Stele bereits 2007 aufgestellt wurde, scheint sie nicht in den Karten auf. Der Punkt, auf dem sie steht, ist nicht kotiert, die genaue Höhe ist anscheinend Ansichtssache und variiert zwischen 2755 m und 2786 m (womit sie gleichhoch wäre, wie der höchste Punkt des gesamten Kammes, der aber weiter nordöstllich liegt.
Friedensstele (Jürgen-Prigl-Wegmarke) auf 2786
Die aus Laaser Marmor und Soester Grünsandstein angefertigte Wegmarke wurde 2007 errichtet und soll ein Symbol zwischenmenschlicher Solidarität und Toleranz sein. Sie trägt die Inschrift "Wie ihr wollt, dass euch die Leute tun sollen, so tut ihnen auch" (Moses, 3. Buch) in acht Originalsprachen.
Der Geist und die goldene Regel
Eine Stele aus Laaser Marmor und Soester Grünsandstein als Wegmarke mit Inschriften in Ursprungs-Sprachen
Deutsche Übersetzungen der vertikalen Innschriften der Regeln, auf der unteren 8-Eck-Pyramide:
Hebräisch (Judentum) Du sollst Deinen Nächsten lieben, er ist wie du.
Sanskrit (Hinduismus) Tue keinem das Leid an, was bei dir selbst Leid verursacht hätte.
Pali (Buddhismus) Verletze nicht andere auf Wegen, die dir selbst als verletzend erscheinen.
Altchinesisch (Taoismus) Bürde anderen nicht auf, was du nicht selbst erstrebst.
Altgriechisch (Christentum) Wie ihr wollt, dass euch die Leute tun sollen, so tut ihnen auch.
Latein (Christentum, Übersetzung des Altgriechischen)
Arabisch (Islam) Wünsche deinem Bruder, was du dir selber wünscht.
Deutsch (Christentum, Übersetzung des Altgriechischen)
- weitere Religionen und Denksysteme besitzen eine entsprechende Regel
- es gibt jeweils mehrere Übersetzungsvarianten, keine gibt unmittelbar das Wesen der Originalsprache wieder
- auch Wörter der Originalsprache sind Anlass, sich mit deren genauer Bedeutung auseinanderzusetzen
- im Kern dieser Sätze aus einer Spanne von über 3500 Jahren liegt im Prinzip das Gleiche
- das Einhalten dieser Verlautbarungen bleibt nicht unschwierig und doch maßgeblich
Die horizontalen Inschriften oben unter der Windharfe stehen zu dem Satz:
DER GEIST WEHT WO ER WILL