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Da ich für den Wanderführer über den Marmorrundweg noch einige Varianten abzugehen habe, kommen heute einige Wegabschnitte dran, die ich letztes Jahr ausgelassen habe und zwar den Weg von der Staatsstrasse bis zur Vellnairalm und weiter bis zum Gaflaunboden sowie den Weg von der Stier(berg)alm zurück zur Vellnairalm und dann der Abstieg über die Gandhöfe zur Staatsstrasse. Letztes Jahr sind wir ja vom Gaflaunboden direkt zur Stier(berg)alm gegangen und dann weiter nach Sulden. Den Teil vom Gaflaunboden zur Stier(berg)alm werden wir auch heute gehen.
Wir parken beim ex-Gasthof Unterthurn nachdem wir um Erlaubnis gefragt haben. Um ca. 9.40 h gehen wir endlich los. Die Kurve der Strasse gehen wir aus, bevor wir die Abzweigung finden. Der Steig ist nicht angeschlagen und nach der Überquerung des Baches im Thurngraben vergehen wir uns kurz, finden dann aber nach einem Blick auf die digitale Karte den richtigen Weg. Der Steig führt durch den Wald und im Putzgraben ist offensichtlich, dass er hier öfters Steinschlag unterliegt. Weiter bergauf und jetzt wird es schwieriger. Ein Windbruch zwingt uns immer wieder zu kleineren Umwegen. Wir finden Mauerreste und schlussendlich auch den aufgegebenen Gaflaunhof mit verschiedenen Wirtschaftsgebäuden. Das Haupthaus ist noch in relativ gutem Zustand, wenn auch der Wald die Gebäude umzingelt hat. Die Nebengebäude sind in schlechterem Zustand. Nach dem Hof lässt der Windbruch nach und dann gelangen wir zur Einmüdnung unseres Steiges 22 in den Steig 6. Hier steht auch eine Tafel mit der Verfügung des Bürgermeisters, dass der Steig 22 wegen Windbruches gesperrt ist. Wie ich später von der Forst bzw. der Nationalparakverwaltung auf Nachfrage erfahre, ist nicht geplant, den Steig wieder zu eröffnen. Vor der Vellnairalm parken einige Fahrzeuge; ihre Insassen treffen wir später bei der Durnwalderhütte. Wir nehmen den Steig 3A Richtung Gaflaunboden und ignorieren die nicht nummerierte, aber markierte Abzweigung, die rechtsabgehend direkter zum Gaflaunboden führt. Bald erreichen wir den Gaflaunboden und finden die originale Abzweigung zum Steig, der markiert, aber nicht nummeriert direkt zur Stier(berg)alm führt. Wir sind jetzt oberhalb der Waldgrenze. Bald erreichen wir die Einmündung des Steiges, der direkt von 3A hier führt. Unter uns ist die Durnwalderhütte sichtbar und nachdem Carlo dorthin gerannt ist, weil er einen anderen Hund hört, steigen auch wir die paar Meter ab. Vor der Hütte sitzen einige Leute, die uns auch ein Bier anbieten. Wir reden ein bißchen mit ihnen und erfahren, warum die Hütte gebaut wurde und wie sie zu ihrem Namen kam (Übernachtungmöglichkeit für die Arbeiter während der Arbeiten zu den Lawinenverbauungen in der Gegend; benannt wurde sie dann nach dem seinerzeitigen Landeshauptmann). Die Leute sind hier, um Vorbereitungen für die Herzjesufeuer zu treffen. Wir machen uns dann wieder auf den Weg, den wir bereits vom Vorjahr kennen. Heuer sind wir aber deutlich früher dran und es liegt noch Schnee, vor allem in den Rinnen. Wir gehen weiter, sind aber bereit, jederzeit umzukehren, sollte die Querung der Schneefelder zu riskant werden. Wir müssen dann einige Schneefelder in den Rinnen überqueren, können das aber relativ gefahrlos tun. Schlussendlich liegt die Stier(berg)alm vor und dort legen wir unsere Rast ein. Das Wetter ist bewölkt und es könnte sein, dass wir noch ein paar Tropfen abbekommen werden. Auf dem Steig 18 kehren wir zur Vellnairalm zurück und nehmen dort den Steig 22A talwärts. Wir queren die beiden Gräben, wobei der Thurngraben einen kleinen Wiederaufstieg erfordert. Bald fängt es dann wirklich an zu tröpfeln und die Jacken kommen heraus. Wir erreichen dann die Staatsstrasse nahe der Brücke über den Razoibach und gehen auf der Strasse zurück bis zum ex-Gasthof Unterthurn. Der Regen hat in der Zwischenzeit aufgehört. Wir ratschen beim Gasthof noch ein bißchen mit dem Besitzer und er gibt uns auch Auskunft über den Gaflaunhof.
Gaflaunhof
Der Hof ist schon lange Zeit verlassen. Es gibt nur wenig Information über den Hof. Eine kurze Erwähnung bei einer Bildunterschrift in der Ausgabe 10-11 des Jahres 1919 der Monatszeitschrift des italienischen Alpenvereins (Rivista del Club Alpino Italiano) zu einem Bericht über die Besteigung der Vertainspitze auf Seite 140: „Gaflaunhof im Suldental (Im Hintergrund der Ortler) Fotogr. Vitali (Gaflaunhof in Val di Sulden (Sullo sfondo l‘Ortles). Fotogr. Vitali). Interessant ist, dass noch die deutschen Namen für den Hof und Sulden verwendet werden. Eine weitere kurze Erwähnung findet sich in einem Bericht der Bezirkszeitschrift „Der Vinschger“ vom 27. September 2007, „Der Geschichte auf der Spur“ von Gerd Klaus Pinggera. Ein gewisser Johann Kuntner ist Missionär in Uganda und stammt vom Gaflaunhof ab. In der Ausgabe Nr. 43, ebenfalls von 2007, wurde ein Bericht von Rudi Mazagg über die Ehrung von Ludwig Fierer, genannt „Ludl“, für die 50-jährige Tätigkeit als „Milchmesser“ veröffentlicht. Das Amt des Milchmessers bestand darin jeden Monat von Hof zu Hof zu gehen, um die Milchmessungen durchzuführen. „Ludl“ hat das Amt bereits mit 17 Jahren übernommen, also im Jahr 1957. In den Anfangsjahren war die Tätigkeit sehr beschwerlich, da früher in Außersulden noch sehr abgelegene Bauernhöfe bewirtschaftet wurden, die nur zu Fuß erreichbar waren und bei jedem Wetter und bei eisigen Wegverhältnissen abgegangen werden mussten. Zum „Gaflaunhof“ musste beispielsweise mit einer Gehzeit von rund einer Stunde gerechnet werden. Der Hof wurde vor über einem halben Jahrhundert aufgegeben und dann von der Eigenverwaltung Stilfs für einen symbolischen Preis gekauft. Wie sich Einheimische erinnern, war der Hof zur damaligen Zeit noch von Wiesen umgeben, was auch auf dem Foto von Vitali zu sehen ist; heute hat die Natur diese von Menschen geschaffenen Flächen wieder zurückerobert und der Wald ist von allen Seiten bis zu den Mauern des Hofes herangerückt. Der Hof trug übrigens die Hausnummer 11.
Alles in allem eine schöne Frühjahrstour; schön auch ohne Gipfel. Die Almen auf dem Weg sind beide nicht bewirtet, auch nicht später im Jahr.