Nachdem wir vor fast einem Monat knapp unter dem Gipfel der Vorderen Rötspitze umgekehrt sind, wollen wir noch einen Gipfel in Martell versuchen. Wir wählen dazu die Madritschspitze aus; ich war vor Jahrzehnten schon mal im Sommer oben, aber damals weglos und ohne Markierungen. Später bin ich dann 4 Mal mit den Schi oben gewesen; aber das letzte Mal ist auch schon fast 20 Jahre her. Der Gipfel sollte ok sein, da weder Kühe noch ausgesetzte Stellen zu erwarten sind.
Wir starten um halb zehn vom Parkplatz im Talschluss. Der Parkplatz ist schon recht gut gefüllt und auf dem Weg zur Zufallhütte sind einiges an Leuten unterwegs. An der Hütte vorbei geht es in Aufschwüngen zur Schwemmebene der Plima mit dem alten Staudamm aus dem 19ten Jahrhundert, der derzeit instand gesetzt wird. Jetzt sind schon deutlich weniger Leute unterwegs. Der schöne Steig bringt uns leicht ansteigend bis fast ans Ende des abzweigenden Butzentales, bevor wir zur Abzweigung mit Wegweisern ins Butzental kommen. Hier scheinen wir die einzigen zu sein, die Richtung Madritschspitze gehen. Welch Fehleinschätzung. Bald folgt eine Abzweigung zur Mutspitze. Wir gehen weiter. Das Tal steigt in Aufschwüngen und Flachstücken (naja, nicht gerade flach, aber nicht so steil) an. Es kommen uns jetzt immer wieder Leute im Abstieg entgegen. Ich zähle; bis zum Gipfelanstieg steigen 25 Personen ab. Kurz unter dem Gipfel überholen wir die einzigen, die vor uns aufsteigen (4 Personen) und dann kommt der Gipfel mit Kreuz ins Blickfeld. Welch Schock; ich zähle schnelle durch. Mehr als 30 (!) Personen haben sich um den Gipfel herum niedergelassen. Als ich das erste Mal vor über 3 Jahrzehnten alleine auf Berg gestiegen bin, gab es noch keinen Steig und keine Markierung und auch keine Leute, weder im Aufstieg noch im Abstieg noch am Gipfel. Wir machen schnell ein Gipfelfoto und lassen uns dann ein Stück unterhalb des Gipfels nieder, um unsere Brote zu essen. Carlo bettelt so lange, bis er die Hälfte von Elis Broten bekommt und ein paar Stücke von meinen. Dann machen wir uns auch schon wieder an den Abstieg. Auch da begegnen wir noch 6-7 Leuten. Wir kommen an der Abzweigung zur Mutspitze vorbei und achten nicht mehr so auf den Steig und folgen einer Steigspur, die höher am Hang aus dem Tal hinaus quert. Als uns bewusst wird, dass wir den Anstiegsweg verlassen haben, hoffen wir, dass auch dieser Weg uns talwärts führen wird. Vor ein paar Platten verschwindet der Steig; da der Weiterweg unsicher scheint, gehen wir zurück. Wir treffen ganze Mengen von Leuten, die sich ebenfalls in die Irre führen haben lassen. Während wir schräg taleinwärts wandern und dabei Höhe verlieren, bis wir den richtigen Steig gefunden haben, haben die übrigen Leute anscheinend doch noch einen Abstieg gefunden. Wir treffen sie später wieder auf dem Steig und sie erzählen uns, dass sie Steigspuren gefunden haben und auf diesen abgestiegen sind. Wir wandern talauswärts und kehren auf der Zufallhütte ein, um zu essen (Käseknödel mit Krautsalat ich, Gulasch mit Knödel und Blaukraut für Eli; Hirschgulasch war aus). Dann bringen wir die letzte halbe Stunde hinter uns; meine Knie schmerzen. Es ist doch lange und einiges an Höhenmetern: Nach 6 Stunden und 20 Minuten reiner Gehzeit sind wir wieder beim Auto.
Alles in allem trotz der Menge an Leuten ein schöner Gipfel in toller Umgebung.