Wettervorhersage für diese Woche verspricht ausgezeichnetes Wetter am Montag, gutes Wetter am Dienstag, dann verschlechtert es sich mit Regen am Donnerstag und Freitag. Nachdem Eli und ich am Sonntag fast 1100 Hm mit dem Rad gemacht haben, kommt Montag nicht in Frage (Regeneration bei älteren Herren immer langsamer), also Dienstag. Bernd stellt Schildspitze oder Grawand zur Auswahl, ich wähle Schildspitze.
Wir starten um halb sieben in Meran und um 10 vor 8 im Talschluss von Martell. Ein paar Schritte auf Asphalt, dann geht es zur teilweise neugebauten Enzianalm, dem Sitz des höchsten Weihnachtsmarkts von Südtirol, und gleich dahinter links ab auf Steig 20. Die Nummer wird uns bis zum Gipfel begleiten. Durch den Wald geht es aufwärts, überqueren den Bach auf einer Brücke (im Gegensatz zu anderen Touren sind auf dieser Tour alle Bäche durch Brücken überquerbar) und verlassen bald den Wald. Das Pedertal öffnet sich vor uns und der Pederbach mäandert frei durch das hier ebene Tal. Bald steigen wir einen Aufschwung hinauf, bevor sich das Gelände wieder etwas zurücklegt. Dieses Spiel wiederholt sich noch mehrmals im Laufe der Tour. Auf ca. 2400 m führt uns die Markierung 20 nach rechts, während die Markierung 20b leicht links Richtung Plattenspitze führt. Der Steig führt nur kurze Zeit nach Osten, dann geht es genau nach Norden. Wer weiter nach Osten geht, könnte zur Kalfanwand aufsteigen. Wir sind diesen Weg schon mal gewählt für den Abstieg von der Kalfanwand. Wir gehen unte den Abbrüchen der Kalfanwand durch und gewinnen weiter an Höhe, immer in Abwechslung mit flacheren Stücken. Auf ca. 3000 m dreht der Steig nach Nordwest und führt durch einen Kessel zum Gipfelhang. Dieser ist schneeüberzuckert, aber die Markierungen, gelegentlichen Steinmännchen und die Spuren des einen Wanderers, der vor uns vom Parkplatz gestartet war, führen uns im Zickzach zum Gipfel. Rechts von uns sehen wir die Mittlere Pederspitze und den Grat, der von der Schildspitze zur ihr führt. Die Idee im Hinterkopf von der Schildspitze weiter zur Mittleren Pederspitze und der Äußeren Pederspitze zu gehen, verblasst angesichts des Grates. Sieht nicht so einfach aus. Unser Tempo hat sich in der Zwischenzeit deutlich verlangsamt und wir schleichen Richtung Gipfel. Nach insgesamt 4 Stunden un 20 Minuten stehen wir endlich am Gipfel und genießen die Aussicht. Aber erst sobald wir wieder etwas zu Atem gekommen sind. Wir mache Fotos, wechseln ein paar Worte mit dem Italiener, der ein bißchen vor uns am Gipfel angekommen ist, und machen uns dann über unseren Proviant her. Der andere Wanderer verabschiedet sich dann, kurz bevor wir uns selbst wieder auf den langen Weg nach unten machen. Wir nehmen uns Zeit und kommen so langsam tiefer. Auf ca. 3200 m treffen wir noch einen Italiener, der sich im Aufstieg befindet. Auch schon recht langsam unterwegs, sieht auch erschöpft aus. Der Abstieg zieht sich; vor uns immer der Ausblick auf die gegenüberliegende Talseite mit Köllkuppe, Veneziaspitzen, den Schran- und Rotspitzen und links davon die Berge, die Martell von Ulten trennen, wie Zufrittspitze, Weissbrunnerspitze, Lorchenspitze und Hintere Eggenspitze. Nach insgesamt über siebeneinhalb Gehstunden sind wir wieder beim Auto.
Eine lange Tour mit einigen Höhenmetern und einer wunderbaren Aussicht vom Gipfel. Im Aufstieg hat die ganze Zeit ein kalter Wind geblasen. Im Windschatten war es angenehm, auch warm, ansonsten eher frisch.