Eigentlich hatten Egon und ich eine MTB-Tour für den Mittwoch vor, aber Egon hat kurzfristig abgesagt. Ich habe dann umdisponiert und mir eine kleine Bergtour vorgenommen. Mit dem Frühaufstehen habe ich es nicht mehr so, also muss es etwas in der Nähe sein. Mir ist dann Meran 2000 in den Sinn gekommen; aber ausnahmsweise nicht die üblichen Verdächtigen wie Spieler etc. Der Vordere Plattinger ragt prominent über dem Missensteiner Joch auf, so ähnlich platt wie der Plattkofel. Auf manchen Karten wird der Vordere Plattinger auch Hochplattspitze oder nur einfach als Plattinger bezeichnet. Ich war noch nie oben, also steht das Ziel fest und da im gleichen Kamm auch noch die Verdinser Plattenspitze liegt und der Hintere Plattinger (auf manchen Karten ist dieser Gipfel nicht benannt und es führt laut allen Karten kein markierter Weg oder Steig hinauf).
Nach dem ich mit Willi spazieren war, bin ich endlich nach Falzeben gefahren und dort um 10 nach 10 los. Ich habe mich auch noch nach den Preisen der Bahn von Falzeben nach Piffing erkundigt; eventuell schone ich abwärts meine Knie und benütze die Bahn. Der Nachmittagstarif für Senior und Einheimischer einfache Fahrt beträgt € 11,50; ganz nett. Verschiebe die Entscheidung auf den Abstieg. Über den sattsam bekannten Weg Richtung Piffing. Herden sind unterwegs und ich mittendrin. Sogar eine Familie mit 3 (!) Kinderwägen ist dabei. Unter Piffing durch und weiter auf dem Weg Nr. 3. Ich überhole die meisten Leute vor mir, nur ein Wanderer überholt mich. Bei der Bergstation des Liftes oberhalb der Weidmannalm scheidet sich die Spreu vom Weizen; die meisten Wanderer gehen Richtung Weidmannalm und Kirchsteiger. Nur wenige gehen weiter Richtung St.- Oswald-Kirchlein, so auch ich. Bald komme ich am Kirchlein und der Bergstation des Oswaldliftes vorbei und befinde mich jetzt auf dem Weg zum Kuhleiten. In der letzten Kurve sehe ich ein paar rote Punkte auf Felsen und einige Ministeinmännchen. Es gibt erkennbare Steigspuren und gut versteckt an der Rückseite eines großen Felsen finde ich auch ein Hinweisschild mit der Angabe "Verdinser Plattenspitze". Den Steig muss ich immer wieder suchen, da er kaum ausgeprägt ist. Über mir höre ich Stimmen und sehe einen orangenen Rucksack. Die Seitenwände rücken näher und nach knapp 2 Stunden bin ich in der Scharte zwischen Plattinger und Plattenspitze. Die beiden vor mir suchen einen Weg auf den Plattinger und scheinen sich bereits einmal verstiegen zu haben. Ich folge dem Steig zur Plattenspitze und stoße sogleich auf Seilsicherungen. Nachdem ich einen Satz von Seilsicherungen hinter mich gebracht habe, kommen mir auf dem Steig 5-6 Leute entgegen, von denen fast alle ein Klettersteigset und Helme tragen. Nur der Erste, der mich im Dialekt grüßt trägt keines; die anderen grüßen auf Hochdeutsch. Beruhigt mich etwas. Es folgt die nächste Serie von Seilsicherungen; der Weg ist relativ ausgesetzt, aber problemlos. Ich habe immer einen Gipfel mit Kreuz in Sicht, aber laut Karte müsste dies der Hintere Plattinger sein. Die Verdinser Plattenspitze kommt nicht in Sicht. Ein etwas abseits gesetzter roter Punkt lockt mich auf eine falsche Fährte und in ein Gelände, das ausgesetzt ist und ca. UIAA II. Als ich eine Platte überklettere, sehe ich endlich die Plattenspitze. Vier Leute sind oben. Ein paar Meter abklettern und ich bin wieder auf dem richtigen Weg. Noch ein paar Felsen überklettern und ich bin nach 3 Stunden oben. Ein paar Fotos und drei Riegel und 2 Gels vertilgen und schon verabschiede ich mich. Ich nehme mir vor auf dem Rückweg zu Scharte mal zu versuchen, kein Sicherungsseil zu benützen, sondern mich nur an den Felsen zu halten. Geht problemlos und ist für mich fast einfacher. Es kommt mir noch ein Paar entgegen; er frei und sie mit KS-Set. Vonder Scharte aus folge ich den Steigspuren und den roten Punkten. Eigentlich problemlos, weniger ausgesetzt als zur Plattenspitze, wenn auch UIAA II (Es heißt, erfahrene Alpinisten könnten den I. Grad noch ohne Hand am Felsen durchsteigen, hier ist dies definitiv nicht der Fall; 3-Punkt-Regel ist angesagt). Bald bin ich am Gipfel. Eine größere Gruppe von Deutschen steigt gerade Richtung Missensteiner Joch ab, der letzte ist so nett, ein Foto von mir zu machen. Ein paar Fotos und auch ich mache mich an den Abstieg. Zuerst folge ich der Gruppe, dann schwenke ich nach rechts in der Hoffnung einen Weg zum St.-Oswald-Kirchlein zu finden. Geht recht gut, wenn auch der Weg mit Vorsicht zu suchen ist. Dann bin ich auf dem breiten Wanderweg und schreite aus. Habe an beiden Fersen Blasen von den falschen Socken, aber im Abstieg schmerzen sie kaum. Ich verzichte dann auf die Seilbahn und gehe zu Fuß bis nach Falzeben. Dort angekommen lasse ich mir ein alkoholfreies Hefe schmecken (der Gastgarten ist voll und der Innenraum leer, obwohl es innen kühler als draußen ist. COVID grüßt wohl). Insgesamt 5 Stunden und 20 Minuten reine Gehzeit, knapp 1100 Hm und ich bin ko. Kondition scheint etwas abwesend zu sein, aber schön war es trotzdem, wenn auch das Gebiet (definitiv) und die Gipfel (nach meinem Geschmack) überlaufen sind. Aber 2 neue 2000 für meine Sammlung. :-)