Großer Kahndl (3171 m, auch "Großes Kandl" genannt)

 

Gebiet Ötztaler Alpen/Schnalstal
Route Steig 7, weglos, Steig 8
Talort Karthaus (1327 m)
Ausgangspunkt Parkplatz bei Finailhof(1952 m)
Stützpunkt -
Aufstieg 1230 Hm, 3 Stunden 45 Minuten
Abstieg 1230 Hm, 2 Stunden 40 Minuten
Literatur/App -
Karten Tabacco 04 "Schnalstal-Naturns" 1:25000
Datum 18.07.2020
Begleiter Bernd
Typ/Schwierigkeit W3 (schwarz) im eigentlichen Gipfelbereich  Schwierigkeitsbewertung
Persönliche Bewertung  ***
10,26 km; Aufstieg größtenteils weglos über den Kamm zwischen Tisen- und Finailtal; über die Drei-Warter-Spitz, zeitweise Steigspuren, Übergang von Vorgipfel mit Steinmann zum Hauptgipfel mit Stange etwas ausgesetzt und verlangt Hände an den Fels, Abstieg weglos durch Westflanke ins Finailtal, schöne Aussicht vom Gipfel, Wetter windig.
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    Vor vierzehn Tagen haben wir auf Wunsch von Bernd den Ötsch bestiegen (und die Alpenspitze), dieses Wochenende kommt der erste Dreitausender der Saison an die Reihe und dazu noch einer, den keiner von uns beiden schon bestiegen hat: der Große Kahndl oder auch das Große Kandl. Der Gipfel liegt im Kamm, der das Finailtal vom Tisental in Schnals trennt. Der Gipfel ist nicht markiert und wir werden uns unseren Weg suchen müssen.
    Wir starten um halb acht in Meran. Bernd hat noch am Abend beim Finailhof angerufen und gefragt, ob wir dort parken können. Kein Problem, es gibt kurz vor dem Hof einen Parkplatz. Somit ersparen wir uns 250 Hm. Um halb neun starten wir vor Ort. Am Finailhof vorbei wandern wir ein Stück auf dem Steig 7, der den Finailhof mit dem Raffeinhof am Eingang des Tisentals verbindet, bevor wir nach ein paar Hundert Metern weglos durch lichten Lärchenwald links abbiegen. Es ist ziemlich steil und anstrengend, dafür haben wir einen wunderschönen Blick auf den vernagter Stausee. Übrigens befinden sich auch in diesem Stausee die Reste eines Kirchturms; im Gegensatz zum Grauner Stausee ist der Turm aber nur bei Niedrigstand des Sees zu sehen. Nach ca. 1 Stunde haben wir das steilste Stück überwunden und befinden uns nun oberhalb der Waldgrenze am Kamm, der über die 3-Warter-Spitze zum Großen Kahndl zieht. Hier finden wir auch Steigspuren, die anscheinend aus dem Finailtal heraufkommen. Das Gehen ist nun etwas leichter, einmal weil ein Steig (Spuren) da ist und andrerseits weil es weniger steil ist. Nach etwas mehr als einer weiteren Stunde sind wir am 3-Warter-Gipfel, der aber nur durch einen Steinmann erkenntlich ist. Überhaupt sind einige große Steinmänner sichtbar, ohne erkenntliche Markierungssinnhaftigkeit. Eine ganz kurze Rast, dann geht es weiter. Mit den Steigspuren ist jetzt Schluss und wir gehen auf Sicht. Zuerst entlang des Kammes, dann durch den Gipfelhang zum Vorgipfel des Tagesziels. Der Vorgipfel ist ebenfalls mit einem großen Steinmann gekennzeichnet. Den dahinter liegende Hauptgipfel ziert eine Holzstange. Der Übergang von Vor- zu Hauptgipfel ist ausgesetzt und erfordert kurzen Einsatz der Hände. Nach fast vier Stunden sind wir am Gipfel. Das letzte Stück hat uns mehr Zeit als erwartet gekostet; ist aber normal, wenn man sich den Weg suchen muss. Wie zu erwarten, ist niemand außer uns am Gipfel, auch am Anstieg haben wir niemanden gesehen. Vom Gipfel aus können wir sowohl das Tisen- als auch das Finailtal perfekt einsehen. Auch der neue Aussichtsbalkon auf der Grawandspitze ist erkennbar, ebenso wie die Similaunhütte und die verschiedenen Gipfel im Ötztaler Hauptkamm und gegenüber im Saldurkamm. Auf vielen dieser Gipfel waren wir schon oben, sommers wie winters. Über uns kreist ein Bartgeier und nutzt die Thermik, um ohne Flügelschlag Höhe zu gewinnen. Wir rasten und marenden, bevor wir uns nach ca. einer Stunde an den Rückweg machen. Ursprünglich wollten wir etwas weiter am Kamm gehen, um dann weglos ins Finailtal abzusteigen, aber vor Ort entscheiden wir uns dafür, am Anstiegsweg abzusteigen und dann irgendwann ins Finailtal zu gelangen. Nachdem wir den Gipfelhang hinter uns haben, stolpert Bernd und stürzt in ein Loch. Er bleibt rückwärts hängen und ich muss ihn aus der misslichen Lagen befreien. Die außen am Rucksack befestigte Trinkflasche ist verbeult und er hat eine Rippenprellung sowie ein paar Abschürfungen an den Beinen, aber nichts, was ihn am Weitergehen hindern würde. Wir gehen langsam weiter und bald danach finden wir eine Möglichkeit ins Finailtal abzusteigen. Da der Abstieg nicht zur Gänze einsehbar ist, sind wir vorsichtig, um nicht irgendwann vor einem Abbruch zu stehen. Es geht aber alles gut und weit unter uns sehen wir eine Gruppe von Gemsen. Wir sehen auch schon den Steig, der durch das Finailtal führt. Dann haben wir den Talboden erreicht und gehen auf dem Steig weiter. An der Finailalm vorbei geht talauswärts. Links von uns gurgelt der Finailbach. Nach fast sechs einhalb Stunden sind wir wieder beim Auto. Mehrere Ziegenböcke und ein Katze liegen neben unserem Auto am Parkplatz. Wir wechseln die Schuhe und lassen die Rucksäcke im Auto zurück und gehen dann die paar Schritte zum Finailhof. Wir lassen dort den Tag mit Kuchen und alkoholfreiem Hefe ausklingen. Da der Hofschank geschlossen ist, fahren wir bis St. Leonhard zu Brückenwirt und genießen dort unser Bier.
    Insgesamt eine schöne und einsame Tour mit wundervollen Ausblicken in die südlichen Ötztaler Berge. Zeitweise bedeckt und windig, dann wieder sonnnig und warm, vor allem im Finailtal. Sollten wir nochmals den Großen Kahndl besteigen, dann werden wir ein Stück das Finailtal hineingehen und erst dann weglos Richtung Kamm. Dürfte einfacher sein.
    PS Schwindelfrei und trittsicher sollte man sein, vor allem beim Übergang von Vor- zu Hauptgipfel. Wer nicht gewohnt ist, selbst den Weg zu finden, sollte die Finger bzw. die Füße vom Großen Kahndl lassen.

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