Man
braucht für die 72 km natürlich nicht fast 14 Tage;
normalerweise reichen dafür problemlos 6 Tage. Warum
ich 14 Tage gebraucht habe? Ganz einfach! Ich hatte nach einer
Möglichkeit gesucht mehr als eine Woche unterwegs zu
sein, da die gesamten Fixkosten wie Flug usw. einfach unverhältnismäßig
hoch waren (bei den heutigen Flugpreisen umsomehr!). Da Dave
Beck, der in den siebziger Jahren diese Tour als erster erkundet
und durchgeführt hat, eine Kombination von 6 Tagen in
einem Basecamp (Tyndall High Camp) und die anschließende
Durchquerung zu einem interessanten Preis anbietet, habe ich
zugegriffen.
Vom Trailhead
beim Symmes Creek hat man einen guten Blick über die
aride Hochwüste, die östlich der Sierra liegt. Von
hier geht
es erst mal anderthalb Tage mit den Skiern auf dem Rucksack
aufwärts. Da wir keine Eile hatten, haben wir nach dem
ersten Tag ein Couloir (The Superbowl) erstiegen und abgefahren.
Dann ging es weiter über Anvil Camp und The Pothole bevor
wir den Anstieg zum Shepherd Pass erreichten. Zwischendurch
konnten wir kurz die Schi anlegen, für den Anstieg zum
Pass mussten sie dann jedoch wieder auf den Rucksack.
Auf
der Passhöhe betritt man dan den Sequoia NP. Kurz nach
der Passhöhe, Mount Tyndall in bester Sicht, schlugen
wir dann unser Basislager auf. Von
hier aus haben wir dann einige Tagestouren unternommen, darunter
auch einen Besteigungsversuch des Mount Tyndall. Dieser musste
jedoch auf ca. 4000 m wegen Schlechtwetters abgebrochen werden.
Die Gegend ist beeindruckend. Ringsum alles 4000er und bis
auf knapp 3600 m wachsen die Bäume. Ansonsten alles Stein
und Schnee.
Fragt
ein Tourist einen Führer, woher all die Steine herkommen.
Antwortet der Führer, die hätten die Gletscher gebracht.
Daraufhin der Tourist: "Welche Gletscher? Ich sehe keine".
Die trockene Anwort: "Gone for new rocks".
Die ersten
paar Tage lagerten wir direkt auf der Passhöhe und unternahmen
von da aus Touren, unter anderem auch einen Versuch den Mount
Tyndall zu besteigen. Auf
ca. 4000 m mussten wir aber wegen des sich verschlechternden
Wetters umdrehen. Später verlegten wir das Lagers etwas
weiter nach unten und Westen. Nach insgesamt einer Woche (gerechnet
vom Start) ging es los. Das erste Zwischenziel war von Anfang
an in Sicht, nämlich Milestone Mountain mit dem Paß
Milestone Col auf fast 4000 m. Der Berg mit der unverkennbaren
Spitze in Form einer Nadel ist wirklich wie ein Meilenstein.
Die letzen Meter zum Pass mussten mit den Schi am Rücken
zurückgelegt werden. Die nächsten Tage geht es dann
immer wieder über Pässe mit dazwischen liegenden
Abfahrten (Triple Divide Pass, Coppermine Pass, Shark Fin
Pass).
Die
letzte Übernachtung wurde auf den Tablelands am Ufer
eines zugefrorenen
Sees vorgenommen. Am nächsten Tag ging es dann über
den "Hump" zum Ziel, einem Parkplatz im Sequoia
NP. Die letzten paar Meter mussten dann wieder zu Fuß
mit den Schi am Rücken zurückgelegt werden. Bei
der Rückfahrt (die Frau von Dave hat mit einem Kleinbus
auf uns gewartet) konnten dann die namengebenden Riesenbäume
des Nationalparks betrachtet werden. Die Tour klang dann mit
dem ersten nicht selbst gekochten Abendessen in zwei Wochen
standesgemäß aus.
Alles
in allem eine tolle Tour. Voraussetzung ist jedoch, dass man
erstens nicht dauernd schönes Wetter erwartet
(es gab fast jeden Tag kurze Schneefälle, aber auch Sonne
und blauen Himmel), zweitens bereit ist auf etwas Komfort
zu verzichten und drittens die Tour nicht wegen des Schifahrens
macht, da Rucksack und wechselnde Schneeverhältnisse
das schifahrerische Vergnügen etwas mindern. Empfehlenswert
sind auch eingegangene Schischuhe, sonst kann die Tour
zur Quälerei ausarten. Siehe Foto!
|