Nach längerer Zeit wieder einmal auf den Berg. Da Eli am Samstagvormittag arbeitet und am Sonntag einmal in der Woche etwas länger schlafen möchte, Bernd mit der Matura beschäftigt ist, bin ich alleine mit Willi losgezogen. Ich war schon öfter mit den Schi oben, aber noch nie im Sommer. Vor vielen Jahren mussten Bernd, Reini und ich im Nebel umkehren, war bisher mein einziger Sommerversuch. Ich bin erst spät in Meran los und um halb zehn beim Parkplatz bei Kratzegg. Zuerst über die Strasse Richtung Ulfaser Alm, dann bald rechts auf Steig 3a ab. Es ist schon warm und im Wald steht die Luft. Auch Willi hat keine Lust, Ausflüge nach rechts und links zu unternehmen. Oberhalb der Waldgrenze ist der kleine Steig vom hohen Gras fast überwachsen; die kleinen Hütten sind fast alle neu gebaut. Hier begegne ich der einzigen Person des Tages, die sich bereits im Abstieg befindet. Ich lasse Willi jetzt von der Leine; anfangs bleibt er brav bei mir, aber dann fängt er an seinen eigenen Weg zu gehen und ist bald ausser Sicht. Ich gehe weiter, sehe mich immer wieder um und rufe ihn. Nach einiger Zeit taucht er aus einer ganz anderen Richtung wieder auf und bleibt ab jetzt bei mir. Wir sind jetzt schon oberhalb der Wiesen und Willi findet hier zum Glück ausreichend Wasser und zwischendurch ein Schneefeld zum Abkühlen. Die Kleine Kolbenspitze ist dauernd im Blick. Der letzte Anstieg bis zum Stoanmandl ist steil, aber nach insgesamt 2 1/2 Stunden sind wir am Kamm angelangt. Noch 50 Minuten bis zum Gipfel sagt der Wegweiser; er hat fast Recht. Wir brauchen ein paar Minuten weniger, bevor wir nach insgesamt 3 1/4 am Gipfelkreuz anschlagen. Willi ist müde von der Hitze und ich auch. Langsam vertilge ich meine Brote und schaue in die Runde. Auf den meisten Gipfeln in der Runde war ich schon. Auch die Zwickauerhütte ist sichtbar, sowie das Becherhaus. Bald fängt auch Willi an zu fressen. Nach ausgiebiger Rast mache wir uns an den Abstieg. Bis zum Stoanmandl folgen wir dem Aufstiegsweg; dort fasse ich noch einmal Wasser und dann geht es weiter über den Kamm Richtung Matatzspitze. Der Steig folgt meitstens der Kammschneide und weicht nur manchmal in die Westflanke ab. Diese bricht fast überall recht steil ins Kalmtal ab. Die Zwischenanstiege auf die Muthspitze und zum Schluss noch zum Sattele verlangen uns in der Hitze alles ab. Zwischendurch rasten wir, vor allem wegen Willi, und er verkriecht sich dann auch in den Schatten. Er bekommt mein letztes Wasser; das nächste ist erst wieder weit unter uns sichtbar. Langsam kämpfen wir uns abwärts und dann erreichen wir auf ca. 1700 m einen Viehteich, der von einer kleinen Quelle gespeist wird. Während Will in den Teich watet und sich in das Wasser legt, fülle ich meine Flasche mit kühlem Quellwasser. Nachdem Willi abgekühlt ist, geht es das letzte Stück bis zur Ulfaser Alm. Auf den letzten Metern fallen ein paar Regentropfen. Ich bestelle zwei alkoholfreie Hefe, während sich Willi unter den Tisch im Schatten verkriecht. Anschließend geht es die letzten 2 km zum Auto, das wir nach insgesamt 6 1/6 Stunden reiner Gehzeit erreichen.
Eine überraschend einsame Tour, wenn man bedenkt, dass man im Winter meist Platzkarten am Gipfel lösen muss. Eine schöne Tour bei tollem Wetter, aber heiß. Kein 3000er, aber ein lohnenswertes Ziel.