Ich
habe die Gegend aus vier Gründen ausgewählt; einmal,
weil es laut Berichten und Fotos ein Superschitourengebiet
mit vielen Touren von leicht bis sehr schwierig sein sollte,
zweitens, weil viele Touren als Tagestouren von mit dem Auto
erreichbaren Startpunkten durchzuführen sind, drittens,
weil der Talgrund Überwinterungsbereich für Wapitis,
Büffel, Elch und Bergschafen ist und viertens, weil gleich
zwei Nationalparks (Grand Teton NP und Yellowstone NP) in
unmittelbarer Nähe liegen.
Tja,
alle Theorie ist grau. Alles obgenannte stimmt in der Theorie,
meine Praxis war dann etwas anderes. Kurz zusammengefasst:
falsches Jahr, falsche Zeit, falsches Wetter!
Falsches
Jahr: Der Winter 2006/07 war nach allgemeiner Aussage
einer der schneeärmsten der letzten Jahre; bei meiner
Ankunft lag so wenig Schnee wie sonst erst Ende Mai.
Falsche
Zeit: Trotz Ostern war so etwas wie absolute Nebensaison
der Nebensaison; die halben Betriebe waren geschlossen, das
Schigebiet schloss nach drei Tagen, die beiden Nationalparks
waren geschlossen und alle Tourveranstalter, die während
des Winters Tagestouren zur Wildbetrachtung in die Parks
anbieten, hatten sich ebenfalls bereits in den Frühjahrsschlaf
begeben. Ein Schitourenveranstalter, bei dem ich einen 3-Tages-Trip
auf seine Hütten buchen wollte, bekam außer mir
keine weiteren Gäste und so fand auch dieser Trip
nicht statt. Die ganze Gegend war auch vom optischen her
in der Nebensaison; der Schnee im Talboden gegangen, der
Frühling
noch nicht da, alles trostlos braun.
Falsches
Wetter: Nach den ersten drei Tagen, die akzeptables bis
gutes Wetter boten, schlug das Wetter um und die nächsten
Tage boten einen täglichen Mix von Regen, leichtem Schneefall,
kurze sonnige Abschnitte und viel Wolken (ein Wetter wie in
Island, alles am gleichen Tag).
Zu allem
Überfluss kamen meine Schi nicht mit mir an und das gebuchte
Auto war in Jackson, Missouri, bereit gestellt und nicht in
Jackson Hole, Wyoming.
Klingt,
als wäre der Trip ein absoluter Reinfall gewesen. Naja,
es wird nicht alles so heiß gegessen, wie es gekocht
wird.
Die Schi
wurden noch in der Nacht nachgeliefert und ein Auto habe ich
auch erhalten (wenn auch zwischenzeitlich auf eigene Spesen,
auf deren Rückerstattung ich nach 3 Monaten noch warte!).
Bei der Fahrt vom Flughafen nach Jackson Hole standen am Straßenrand
4-5 Büffel; ich habe natürlich nicht gehalten, um
sie zu fotografieren, da ich dachte, die Viecher würde
ich noch öfter sehen. Fehlanzeige; erst am letzten Tag
wieder bei der Fahrt zum Flughafen ließen sich wieder
Büffel sehen.
Am nächsten
Tag bin ich gleich zum Teton Pass aufgebrochen und habe eine
erste kurze Schitour unternommen.
Am Tag
darauf bin ich auf 25 Short, einen wenig ausgeprägten
Gipfel im Kamm, der zum Buck Mountain führt. 25
Short deswegen, weil dem Gipfel 25 Fuß zur Höhe
von 10000 Fuß
fehlen. Auf der morgendlichen Fahrt zum Trailhead stand am
Straßenrand in der Dämmerung ein Elch.
Am dritten
Tag wollte ich eigentlich auf den Mt. Albright, habe mich
aber dann mit dem Vorgipfel Wimpy's Knot zufrieden gegeben.
Der
vierte Tag war als Rasttag geplant, den ich auch gebraucht
habe, da ich in den ersten Tagen den Jetlag doch etwas
gespürt
habe. Eigentlich war geplant gewesen, dem Yellowstone NP
einen Besuch abzustatten, aber siehe oben. So bin ich
auf eigene Faust zum Park gefahren (bis zur geschlossenen
Schranke des South Entrance). Nicht gerade aufregend,
aber entlang der Straße waren mit dem Fernglas mehrere
Herden von Wapitihirschen zu sehen. Da es Frühjahr
war, natürlich ohne Geweih.
Die Viecher sind imposant, aber ohne Geweih geht doch ein
bisschen Eindruck verloren.
Am fünften
Tag wollte ich, da eher schlechtes Wetter, einen Tag auf der
Piste einlegen (der Schipass war in meinem Packet inbegriffen).
Aber denkste! Ich hatte mich verrechnet, das Schigebiet hatte
am Ostermontag geschlossen. Übrigens ist Teton Valley,
das Retortendorf am Fuße des Schigebietes, im Frühjahr
ohne Schnee ein absolut grauslicher Anblick.
Da am
sechsten Tag das bescheidene Wetter anhielt, bin ich wieder
ein bisschen durch die Gegend gefahren. Diesmal gab es
eine Herde von Bergschafen in Straßennähe zu
sehen. Ich konnte sie aus dem Autofenster fotografieren.
Beim
Abflug wurde mir und noch zwei Ausländern die Ehre
zu teil, eine Leibesvisitation über uns ergehen
zu lassen (in diesen Provinzflughäfen scheint Ausländern
besondere Aufmerksamkeit geschenkt zu werden; vielleicht
ist die Arbeit sonst zu langweilig); auf dem Flughafen
von Denver musste dann auch die Ausreise noch mal bestätigt
werden (Homeland Security!!)
Tja,
was spricht für den Trip und Jackson Hole: die Erreichbarkeit
der Touren (sind alle eher steil), der Superfirn auf den langen
Hängen, das Wildlife (Nordschweden ist im Vergleich dazu
ausgestorben), die Freundlichkeit der Bewohner und die Berge,
die aus dem flachen Talboden ziemlich steil auf über
4000 m ansteigen (Grand Teton und einige andere).
Was
spricht gegen Jackson Hole: es liegt in den Vereinigten
Staaten und mich bei jeder Ein- und Ausreise wie einen Verbrecher
behandeln zu lassen, stinkt mir so langsam. Früher wurde
man wie ein potentieller (etwas unerwünschter) Einwanderer
behandelt (ging ja noch); in der Zwischenzeit hat man den
Status eines Terroristen, der seine Unschuld erst nachweisen
muss.
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