Great
Divide Trail - Wer kennt diesen Trail schon?
Es handelt sich dabei um die kanadische Fortsetzung des
Continental Divide Trail (CDT) der USA. Ähnlich wie der
CDT besteht auch der GDT aus einer Verbindung von bestehenden
Trails und neu geplanten Verbindungsteilen, Verbindungsteile,
die teilweise noch nicht bestehen. Ebensowenig gibt es
eine durchgehende Markierung. Während der CDT eine nationale
Angelegenheit in den USA ist, handelt es sich beim GDT
um eine fast private Unternehmung, die teilweise auch noch
von den NP-Verwaltungen nicht gerne gesehen wird (siehe
dazu im Führer von Dustin Lynx).
Ich
hatte im Jahr 2000 bereits fix geplant, das ca. 300 km
lange Endstück des CDT bis zur kanadischen Grenze (Glacier
NP/Waterton NP) zu wandern. Flüge waren vorgemerkt (ging
damals noch, prä 11.09.01), Anreise, Verpflegung und Wanderung
geplant, doch dann ging praktisch der gesamte Staat Montana
in Flammen auf. Gespannt habe ich damals die Nachrichten
verfolgt, aber eine knappe Woche vor Abflug, als die Waldfeuer
mehr denn je wüteten, habe ich dann die Flüge nicht bestätigt
und kurzerhand ein Ausweichprogramm in Schweden/Norwegen
(Teilbereich der "Nordlandsruta") durchgeführt.
Im folgenden
Jahr bin ich dann mit einem Freund nach Island, 2002 habe
ich den südlichen Teil des (nördlichen) Kungsled durchwandert
und Anfang 2003 habe ich mich arbeitsmäßig selbständig
gemacht, wodurch ein vierwöchiger Urlaub erstmal in weite
Ferne gerückt war. Da mir Kanada sowieso immer besser gefallen
hat, als die USA, habe ich mich dann umgesehen und bin
auf den kanadischen GDT, sozusagen als Ersatz für den CDT
gestossen. Da die Logistik in Kanada im Allgemeinen einfacher
zu organisieren war, würden 3 Wochen mehr als ausreichen.
Wie
immer fiel mein Interesse auf die Endpunkte; der südliche
End-/Startpunkt im Waterton NP habe ich sofort ausgeschlossen,
da zu überlaufen. Damit kam nur mehr der nördliche Endpunkt
in Frage. Und damit begannen, eigentlich erstmals in Kanada,
die logistischen Probleme.
Ging
leider nicht alles so wie geplant!
Ich
studierte die verschiedenen Möglichkeiten in den Park zu
gelangen und Verpflegungsdepots entlang des Trails anzulegen.
Hubschrauber wäre das Einfachste und Beste gewesen; für
mich allein aber zu teuer. Strider Adventures (Dan Hunter)
führte passend zu meinem Terminplan eine Gruppe in den
Park; konnte gegen eine kleine Gebühr mit ihm in den Park
kommen, seine Packlamas würden einige Kilos meines Gepäcks
bis zum Kakwa Lake tragen. Mit einem anderen Outfitter/Guide
vereinbarte ich, dass er ein Verplegungsdepot am Bess Pass
anlegen würde; die entsprechende Verpflegung bestellte
ich bei MEC und ließ sie ihm direkt zusenden. Bei der Parkverwaltung
des Jasper NP bestellte ich ein Permit. Die Flüge nach
Prince George und von Edmonton waren gebucht. Also eigentlich
alles in Ordnung.
Mitnichten.
Der Guide hatte Probleme das Verpflegungsdepot anzulegen.
Die in den Karten eingezeichneten Zugangstrails
zum Bess Pass waren nur in den Karten vorhanden. Schlussendlich
verständigte er mich nach meiner Ankunft in Prince George,
dass er nicht in der Lage war, das gewünschte Depot anzulegen.
Er brachte mir dann die Verpflegung am nächsten Morgen
zum Ausgangspunkt der Walker Creek Road am Yellowhead Highway
16. Damit stieg dann mein Rucksackgewicht auf leichte 27
kg + Fotoausrüstung.
Von
der Abzweigung ging es dann per Vierrad entlang der Walker
Creek Road Richtung Trailhead. Nächstes Problem. Unwetter
hatten verschiedenen Brücken beschädigt und man konnte
den Trailhead am Buchanan Creek nicht per Auto erreichen.
Ca. 15 km vorher war Ende. Konsequenz: ein Tag mehr zu
gehen.
Die
sog. Tote Road (urspünglich angelegt für einen Steinbruch
in der Nähe von McGregor Pass) war größtenteils einfach
zu begehen. Ausnahme zwei überflutete Teilstücke von einigen
Metern sowie weggewaschene Stücke, die auf Steigen im Wald
umgangen werden mussten.
Gegen
Mittag des zweiten Tages verabschiedete ich mich am McGregor
Pass von Dan Hunter und seinen Gästen, da ich noch einige
Kilometer bis zum Surprise Pass hinter mich bringen
wollte. Die Watstelle am Ausfluss des Kakwa Lakes war einfach
und der Weg bis Kakwa Pass relativ leicht zu finden, da
unter anderem auch mit roten Bänder an Büschen und Bäumen
markiert.
Ich
folgte dem offensichtlichen Trail, bestätigt auch durch
die roten Bänder, und kam gut voran. Nach einigen Stunden
kamen mir aber dann doch Zweifel. Karte und Umgebung stimmten
nicht mehr ganz überein. Eine Kontrollmessung mit dem GPS
gab mir dann Sicherheit: ich war auf dem falschen Weg.
Dieser Trail führte offensichtlich entlang des Buchanan
Creek Richtung Trailhead. Hektische Eingabe der aus der
Karte herausgemessenen Koordinaten des Broadview Lake campgroundes
(eigentlich hätte ich weiter bis zum Surprise Pass kommen
wollen) und querfeldein dem GPS folgend zum Broadview Lake
campground. Kurz vor der Dämmerung ereichte ich den angepeilten
Punkt. Der campground wurde offensichtlich von Pferdeoutfittern
genützt.
Am nächsten
Tag los und über den Providence Pass Richtung Cecilia Lake.
Auf den trockenen Hochweiden (in Passnähe) war es ein wunderbares
Wandern; an den feuchten, schattigen Stellen und im Wald
musste ich am eigenen Leib erfahren, was Pferdetrekker
aus einem Trail machen. Der Trail bestand an diesen Stellen
aus knietiefem Morast (konnte auch nicht umgangen werden)
und noch tieferen Löchern zwischen den Baumwurzeln. Mit
dem schweren Rucksack eine Quälerei. Der Cecilia Creek
wurde durchwatet und weiter ging es Richtung Surprise Pass.
Bald begann mein rechtes Knie zu schmerzen und ich war
zu einer Entscheidung gezwungen. Meine Optionen waren:
a) ein
Medikament einnehmen und weitergehen. Das Risiko dabei
bestand in der Tatsache, dass ich ab jetzt immer zumindest
drei bis vier Tagesmärsche von der nächsten Strasse entfernt
sein würde (falls die eingezeichneten Pfade begehbar waren,
siehe Verpflegungsdepot oben) oder
b) umkehren
und gerade noch Dan Hunters Gruppe beim Rückmarsch erreichen
und somit den 80 km Marsch über die Walker Creek Road zum
Highway im Auto zurücklegen zu können. Der geplante Hike
wäre damit natürlich i.A. gewesen.
Nach
Abwägung der Situation entschied ich mich für die sichere
Variante und drehte um. Eine Übernachtung am Broadview
Lake im Regen und am Abend des folgenden Tages war ich
wieder am Kakwa Lake. Beim Rückmarsch fand ich auch heraus,
wo ich falsch gegangen war. Ich hatte nichts offensichtliches
übersehen; die Abzweigung war nur durch ein ausgebleichtes
Bändchen in einem Busch gekennzeichnet, sichtbarer Weg
existierte nicht. Am Kakwa Lake übernachtete ich in der
Warden Cabin, da ich nach anderthalb Tagen im Regen keine
Lust mehr hatte feucht im Zelt zu übernachten.
Am nächsten
Tag ging es ab Richtung Trailhead und am Tag darauf erreichten
wir dann die geparkten Autos mit denen es nach Prince George
ging. Eine Übernachtung in einem dortigen Hotel und eine
telefonische Flugbuchung nach Edmonton brachten mich am
darauffolgenden Tag nach Edmonton (der Flug war nicht wesentliche
teuerer als der Greyhoundbus, ersparte mir aber 8 Stunden
im Bus mit meinem schmerzenden Knie). Zwei Tage in Edmonton
und dann ging es nach einer Umbuchung des Hauptfluges (damals
war so etwas auch bei den günstigen Flugtickets noch möglich)
früher als geplant nach Hause.
Statt
der geplanten 300 km hatte ich ca. 150 km gemacht. Natürlich
war ich enttäuscht, bin aber überzeugt die richtige Entscheidung
getroffen zu haben. Einiges habe ich dabei gelernt. Sollte
ich nochmals den Trail versuchen, würde ich erstens zu
zweit gehen, da der Trail viel rauher ist als erwartet
und zweitens mit dem Hubschrauber zum Kakwa Lake fliegen
(damit wäre auch die Einrichtung des Verpflegungsdepots
beim Hinflug leicht möglich). Außerdem habe ich gelernt,
dass ein Rucksackgewicht von mehr als 20 kg für mich nicht
mehr tragbar ist; die Entzündung im Knie schreibe ich nämlich
hauptsächlich dem zu schweren Rucksack zu.
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