Der
ganze Bundesstaat
Maine ist praktisch vom Wald bedeckt; d.h. auch der AT verläuft
in diesem Staat fast ausschließlich im Wald. Der AT
verläuft daher über praktisch jeden Hügel,
der ein bißchen Aussicht verspricht; die Auf- und Abstiege
sind dabei prinzipiell nach dem Grundsatz "Der kürzeste
Weg ist der Beste" immer gerade aus hinauf oder gerade
aus hinunter. Sanfter Anstieg bzw. Abstieg mit Spitzkehren
ist nicht vorgesehen.
Die Wanderung führt durch die sog. "Hundred Mile
Wilderness"; so genannt weil dies der längste Streckenabschnitt
auf dem AT ist, der durch keine offizielle Straße geschnitten
wird. In der Realität schneiden neben einer Eisenbahnlinie
(Frachtlinie Maine - Montreal), viele "logging roads"
die Strecke. Alle diese nicht geteerten Forststrassen sind
gegen Maut befahrbar. Man kann die Wanderung im Notfall unterbrechen,
in dem man entlang dieser Strassen
zum nächsten Highway (zwischen 10 und 30 Meilen entfernt)
wandert; am Wochenende kann man auf Autostop hoffen, da viele
Tagesausflügler diese Strassen benützen. Manch ein
Einheimischer bringt dabei auch sogenannte "trail magic"
mit; das sind Getränke und Snacks, die auf dem Trail
abgestellt werden, vor allem für die Langstreckenwanderer.
Die
ersten 30 Meilen vom Startpunkt bis zum Westzweig des Pleasant
River sind ein dauerndes Auf und Ab und führen in den
2. 15 Meilen auch noch über die Barren Chairback Range.
Der Trail kann dabei mit den Worten "Wurzeln, Steine
und Schlamm" zusammengefasst werden. Zusätzlich
war es noch schwül heiss. Am Ende des dritten Tages wäre
mir jede Ausrede zur Aufgabe recht gewesen. Ein Bad im Fluss
und eine Nacht im Zelt haben meine Lebensgeister wieder hergestellt.
Die nächsten
45 Meilen bis zum Südende des Nahmakanta Sees brachten
bessere Wegverhältnisse und eine Übernachtung im
Bett (White House Lodge am Nordende des Pemadumcook Lake,
ca. 1 Meile abseits des AT). Die Überschreitung der White
Cap Mountains, wiewohl höher als die Barren Chairback
Range, war einfacher als erwartet; im Anstieg zum Gulf Haggas
Mtn. sah ich eine Elchkuh mit Nachwuchs und die Quelle am
Sidney Tappan Campsite versorgte mich mit dem besten Wasser
auf dem ganzen Trail. Am Gipfel des White Cap Mountain überraschte
mich ein Gewitter, das eine zweitägige Regenperiode einleitete
und den verschiedenen
Schlammlöchern neues Leben verlieh, mich aber nicht ernsthaft
bremsen konnte. Am Nahmakanta Fluss konnte ich noch eine Elchkuh
längere Zeit beim Äsen im Fluss beobachten und fotografieren.
Die letzten
45 Meilen waren vom Wetter und vom Geländeverlauf begünstigt.
Die beiden "Berge" Nesuntabunt Mtn. und Rainbow
Ledges waren leicht erklommen und von den Rainbow Ledges
aus sah ich zum ersten Mal den Mt. Katahdin. Der Weg war nur
entlang der Seen und Flüsse schlecht (= Stock und Stein
und Schlamm), ansonsten annehmbar. Die Ranger im Baxter State
Park sind freundlich und hilfreich; für den Aufstieg
zum Mt. Katahdin kann man Tagesrucksäcke ausleihen,
sofern man nicht die Überschreitung zum Roaring Brook
Campground vorhat. Die Besteigung des Mt. Katahdin (1609 m,
1277 m Höhendifferenz, Distanz 5,2 Meilen) ist für
jeden etwas bergerfahrenen Wanderer
einfach, auch wenn von der Baumgrenze bis zu The Gateway die
Hände zu Hilfe genommen werden müssen (leichte Kletterei,
I. Grad, nicht ausgesetzt, einige Stahlklammern vorhanden).
Da Mt. Katahdin ein alleine stehendes Massiv ist, das alles
andere rundum mehrere hundert Meter überragt, hat man
bei schönem Wetter einen tollen Rundblick auf viel Wald
und viele Seen.
|
The
Appalachian Trail Guide to Maine, 14. Ausgabe 2004, Maine
Appalachian Trail Club, ISBN 1-889386-40-5 (enthält
alle Karten zum Trail in Maine mit detaillierter Beschreibung
und Höhenprofil sowie ein kleines Taschenbuch mit den
nötigsten zusätzlichen Angaben; insgesamt mehr als
ausreichend)
Guide
to the Appalachian Trail, 2. Ausgabe, Jim Chase, Stackpole
Books, ISBN 0-8117-3185-5 (behandelt den ganzen Trail,
allgemeine Infos)
Long-Distance Hiking - Lessons from the Appalachian Trail,
Roland Mueser, Ragged
Mountain Press, ISBN 0-07-044458-7 (allgemeine Infos zum
amerikanischen Langstreckenwandern, interessant und hilfreiche
Infos zur Schuhwahl (Laufschuhe) und Wasserbehandlung (statistisch
gesehen erkranken gleichviel Personen an (wasserbedingten?)
Krankheiten, egal ob sie das Wasser behandeln oder nicht;
ich persönlich trinke das Wasser seit jeher direkt von
der Quelle, wo immer in Nordamerika ich auch gewandert bin,
ohne jemals krank geworden zu sein; gibt natürlich keine
Garantie für die Zukunft und/oder andere Personen!)
|